Myopie Management
Was ist Kurzsichtigkeit (Myopie)?
Kurzsichtigkeit bedeutet, dass Objekte in der Ferne nicht mehr scharf gesehen werden können. Objekte in der Nähe können jedoch weiterhin scharf gesehen werden. Die Kurzsichtigkeit beginnt in der Regel zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr und kann bis zum 25. Lebensjahr fortschreiten (in manchen Fällen auch länger).
Kurzsichtigkeit entsteht in der Regel durch ein vermehrtes Längenwachstum des Augapfels. Dadurch ist der Brennpunkt des optischen Systems (Hornhaut und Linse des Auges) vor der Netzhaut.
a normales Auge
Der Brennpunkt liegt auf der Netzhaut.
Das Bild ist scharf.
b kurzsichtiges Auge
Der Brennpunkt liegt vor der Netzhaut.
Das Bild ist unscharf.
Wann ist es sinnvoll, eine Kurzsichtigkeit zu behandeln?
Eine gering ausgeprägte Kurzsichtigkeit ist nicht bedenklich, mit Sehhilfen gut auszugleichen und im Alltag nicht störend.
Eine höhere Myopie geht fast immer mit einer vermehrten Augenlängenwachstum einher. Ab eine Länge des Augapfels von mehr als 25,5 mm steigt das Risiko für Augenerkrankungen wie Glaukom, Makuladegeneration und Netzhautablösung. Dieses Risiko bleibt auch bestehen, wenn die Kurzsichtigkeit später durch Laser oder andere Operationen behoben wird. Das erhöhte Risiko für die genannten Erkrankungen liegt an dem vermehrten Längenwachstum des Auges. Eine spätere Operation der Kurzsichtigkeit ändert nicht die Länge des Augapfels, sondern passt die Brechkraft der Hornhaut der Augenlänge an.
Je früher die Kurzsichtigkeit einsetzt, desto größer ist das Risiko mit dem Ende der Entwicklung um das 25. Lebensjahr im Bereich einer hohen Kurzsichtigkeit zu enden. Auch scheint ein rasches Fortschreiten der Kurzsichtigkeit ein erhöhtes Risiko für eine hohe Myopie zu haben.
Wenn sich eine Kurzsichtigkeit einstellt, ist es sinnvoll, die Augenlänge zu messen. Anhand von Wachstumsperzentilen kann man das Risiko einer hohen Kurzsichtigkeit im Alter abschätzen. Wir verwenden zur Augenlängenmessung den Myopie Master®.
Wie kann man vorbeugen?
Auch Pausen während der Naharbeit wie Lesen oder Computernutzung sowie ein möglichst weiter Abstand senken die Wahrscheinlichkeit einer Entstehung oder dem Fortschreiten einer Kurzsichtigkeit.
Was kann man tun, wenn sich eine Kurzsichtigkeit einstellt?
Wenn sich eine Kurzsichtigkeit entwickelt, sollte man weiterhin viel Zeit im Freien verbringen und auch regelmäßige Pausen bei der Naharbeit einlegen.
Es stehen aber auch weitere Möglichkeiten zur Verfügung:
1. Atropin 0,01% Augentropfen
Seit vielen Jahren ist bekannt, dass Atropin die Kurzsichtigkeit hemmt. Erst in den letzten Jahren hat sich in mehreren großen Studien gezeigt, dass auch eine sehr niedrige Konzentration (0,01%) die Kurzsichtigkeit hemmt, ohne die unerwünschten Wirkungen von hochdosiertem Atropin. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, auch eine Dosierung von 0,025% zu verwenden. Die Verminderung einer schon bestehenden Myopie ist nicht möglich.
Die Augentropfen werden jeweils einmal am Tag (am besten abends) in den Bindehautsack getropft. Unerwünschte Wirkungen treten aufgrund der geringen Konzentration in der Regel nicht auf. Eine Anwendung ist auch bei jüngeren Kindern unbedenklich.
2. Brillengläser
Derzeit bieten verschiedene Hersteller Brillengläser an, welche die Myopieprogression minimieren können. In diesem Verfahren sind in der Peripherie des Glases eine Vielzahl von kleinen hyperopen Defokus – Segmenten angeordnet. Eine Sehminderung oder eine erhöhte Blendung durch diese Segmente bestehen nicht.
3. Kontaktlinsen
Es besteht eine Auswahl an verschiedenen Kontaktlinsen, die ein spezielles Design zur Myopieprogressionshemmung aufweisen. Auch mit der Technik der Orthokeratologie lässt sich die Myopie bremsen. Sowohl Kontaktlinsen als auch Orthokeratologie können ab dem 10-11 Lebensjahr genutzt werden. Es muss dabei ein gewisses Maß an Compliance bestehen, da bei unsachgemäßem Nutzen von Kontaktlinsen oder Orthokeratologie ein dauerhafter Schaden am Auge entstehen kann.
Auch eine Kombination von Atropin Augentropfen und Defokus-Brillengläsern oder Myopie-Kontaktlinsen ist möglich.
Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Ob oder inwieweit die (Mehr-) Kosten von Ihrer Krankenkasse übernommen werden, erfragen Sie bitte bei dem Sachbearbeiter ihrer Krankenkasse. Ein gesetzlicher Anspruch zur Kostenübernahme besteht (nach unserem derzeitigen Wissen) nicht.
Hier kommen Sie zur Empfehlung der deutschen opthalmologischen Gesellschaft und des Berufsverbandes der Augenärzte:
Bei Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.